Verbindungen in die große, weite Welt
Die Meisterschule IZN e.V. vermittelte Torben Bernhardt 2014 für ein dreimonatiges Praktikum nach Südafrika
Die Meisterschule IZN e.V. vermittelte Torben Bernhardt 2014 für ein dreimonatiges Praktikum nach Südafrika
Vorwort von Jens Diedrich, Geschäftsführer der Meisterschule IZN e.V. in Hannover:
In einem gemeinsamen Gespräch mit Dieter Müller entstand im Laufe des Jahres 2014 die Idee, nach der Meisterschule Erfahrungen in einem anderen Labor zu sammeln, um damit meinen persönlichen Erfahrungsschatz zu erweitern und den Laboralltag meines deutschen Arbeitgebers mit neuen Einflüssen zu bereichern. Das nicht selbstverständliche Angebot meines Chefs, für einige Monate das Labor verlassen zu dürfen, durfte natürlich nicht ungenutzt bleiben.
Dass ich mir in Kapstadt und Umgebung nicht ansatzweise fremd vorkam, bemerkte ich bereits kurze Zeit nach meiner Abholung vom Flughafen und den ersten freundlichen Plaudereien mit meiner Gastfamilie Shane, Lisa und Benjamin. Ich fühlte mich sofort gut aufgenommen und sollte auch bis zum Ende der drei Monate nicht den Eindruck verlieren, den besten Ersatz für meine daheimgebliebene Familie kennengelernt zu haben. Schon einen Tag nach meiner Ankunft begann der berufliche Ernst: Ich wurde mit meinen Arbeitskollegen auf Zeit und den laboreigenen Arbeitsgewohnheiten und -abläufen vertraut gemacht, die mir erstaunlich europäisch vorkamen. Das lag nicht nur an dem vorhandenen CAD/CAM- System eines namhaften Herstellers, sondern auch an der Präzision und erstklassigen Ästhetik, die ich an den fertiggestellten zahntechnischen Arbeiten erkennen konnte. Kein Wunder also, dass sich Shane mit seinem Labor einen Namen im Kronen- und Brückenbereich gemacht hatte und fast ausschließlich festsitzenden, meist implantatgetragenen Zahnersatz herstellte. Bereits nach kurzer Eingewöhnungszeit in der neuen Arbeitsumgebung mit mir unbekannten Materialien und teils leicht improvisierten Gerätschaften konnte ich produktiv im Laboralltag mitwirken, war fester Bestandteil des Teams und konnte meinem deutschen Chef freudig ankündigen, einige Strategien und Techniken mit nach Deutschland bringen zu können.
Dass Deutschland trotz aller gesundheitspolitischen Hindernisse nicht der schlechteste Standort für ein Dentallabor ist, war eine meiner zahlreichen Erkenntnisse meines Aufenthalts. Die zunächst oberflächliche sonnengeprägte Urlaubsansicht eines Landes wurde durch einen realistischeren, tiefer gehenden Eindruck ersetzt, der aus Gesprächen mit meinem Chef und anderen Zahntechnikern resultierte: Beschweren wir Deutschen uns schon immer über relativ hochpreisige Dentalgerätschaften, dürfen wir nicht vergessen, dass wir direkt an der Quelle der Dentalindustrie sitzen. Wir sind nicht auf sündhaft teure Importe aus dem „Dental-Mekka Germany“ angewiesen und können uns sicher sein, Support direkt durch den Hersteller zu bekommen – ohne Einschaltung eines unzuverlässigen Mittelsmannes, wie es in Südafrika zum Leid der Laborinhaber ausschließlich funktioniert. Dass die zahntechnischen Fortbildungsveranstaltungen, die ich in Kapstadt besuchen durfte, von eingeflogenen deutschen Referenten abgehalten wurden, rundete dieses Bild perfekt ab. Auch über regelmäßige Stromausfälle, die in Kapstadts Umgebung leider Normalität sind und Keramikbrände zur Glückssache machen, brauchen wir uns hier nicht den Kopf zerbrechen. Der durch unsere deutsche Infrastruktur gewährleistete organisierte Alltag ist jedoch so sehr zur Gewohnheit geworden, dass der Aufenthalt in einem Schwellenland wie Südafrika auf mich augenöffnend gewirkt hat und vorher als selbstverständlich hingenommene Dinge schätzenswert gemacht hat. Dass mir von den Südafrikanern immer wieder von vermisster Unterstützung seitens der Politik und einer generell fragwürdigen Regierung berichtet wurde, brachte mich zu dem endgültigen Standpunkt, dass Südafrika ein wirklich tolles Land mit freundlichen Menschen und wunderschöner Flora und Fauna sei, für meine berufliche Zukunft aber nicht das Optimum darstellt.
Klar ist: Die glückliche Ausgangslage für meine Auslandserfahrung war die Kombination aus dem Angebot der Freistellung durch meinen Arbeitgeber, der nötigen Verbindungen ins Ausland und der privaten Freiheiten, die ich in meinem Alter von 23 Jahren noch genieße. Die hochwertig ausgeführte Zahntechnik endet nicht an den deutschen Grenzen, dazulernen kann man überall. Gleichzeitig macht eine Fremdsprache das Erlernen neuer Techniken zur doppelten Herausforderung, an der man nur wachsen kann. Allen Beteiligten, denen ich für das Gelingen dieser spannenden Unternehmung danken muss, insbesondere an meinen Chef und an die Familie Hansen, die mich wie einen zweiten Sohn in die Familie aufgenommen hat, möchte ich im Afrikaans-Slang sagen:
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